Halbfinals um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft
Der SV Wacker Burghausen ist das Maß aller Dinge
Wer soll diesen SV Wacker Burghausen schlagen ? Die Bayern präsentieren sich, wie schon in den Vorjahren mit einer sehr starken, deutschen Achse, verstärkt mit internationalen Spitzenringern. Auch die Red Devils aus Heilbronn wurden am Samstagabend mit einer 9:17-Niederlage wieder nach Hause geschickt.
Dabei zog Devils-Trainer Patrick Nuding alle Register, holte 8-Punkte-Ringer Avtandil Kentchadze (80 kg/FR) in die Mannschaft, ‚opferte‘ dafür das Papiergewicht, wo der junge Lucas Wolf (57 kg/FR) bereits nach 18 Sekunden von Burghausens Givi Davidovi auf beide Schultern gedrückt wurde. Im Schwergewicht standen sich zwei Bronzemedaillengewinner der Europameisterschaften 2021 gegenüber, der für Burghausen kämpfende Nikoloz Kakhelashvili (130 kg/GR) bekam in Runde zwei den letzten Punkt zugesprochen und gewann damit beim 1:1 nach Ablauf der sechsminütigen Kampfzeit gegen den deutschen Olympiateilnehmer von Tokio 202One Eduard Popp, der seine Gewichtsvorteile gegen den 23 Kilo leichteren Italiener nicht in Punkte ummünzen konnte.
Als auch Burghausens Routinier Andreas Maier (61 kg/GR) gegen Hammet Rüstem nach 0:5-Rückstand mit 6:5 Punkten gewann, hatten die Gastgeber den Red Devils Heilbronn damit bereits den ersten Nerv gezogen.
Radoslaw Baran (98 kg/FR) fuhr die ersten Punkte für Heilbronn ein, der Bronzemedaillengewinner der letztjahrigen Europameisterschaft setzte sich mit 5:1 Punkten gegen Erik Thiele durch. Im letzten Duell vor der Pause sorgte Iszmail Muszukaev (66 kg/FR) für einen vorzeitigen 16:0-Überlegenheitserfolg gegen Cengizhan Erdogan und holte damit den 10:2-Vorsprung für Burghausen nach fünf- von zehn Kämpfen heraus.
Zum Beginn der zweiten Hälfte des Kampfabends, machten Roland Schwarz (86 kg/GR) und Witalis Lazowski (71 kg/GR) den Sack für Burghausen bereits zu, sorgten für einen 13:2-Zwischenstand, ehe Avtandil Kentchadze (80 kg/FR) durch einen 15:0-Sieg noch einmal vier Mannschaftspunkte für die Roten Teufel gewann. Doch Burghausen konterte postwendend, Ali-Pasha Umarpashaev (75 kg/FR) holte 16 Sekunden vor Kampfende mit einem Wurf den vorzeitigen Abbruchsieg durch technische Überlegenheit (20:2) zum 17:6.
Doch dann noch einmal ein Kampf, auf den viele Ringkampffans gewartet hatten, der dreifache Weltmeister und Olympiadritte von Tokio Frank Stäbler betrat als Schlussringer der Red Devils die Matte gegen den frischgebackenen U-23-Weltmeister Idris Ibaev. Der 32-jährige Routinier, der seine Ringerschuhe nach dieser Saison an den berühmten Nagel hängen möchte, ließ gegen Ibaev nichts anbrennen und sorgte mit 11:1-Punkten für klare Verhältnisse. Die drei Mannschaftspunkte von Frank Stäbler gegen den U-23-Weltmeister waren nicht nur Ergebniskosmetik für Heilbronn, sondern lassen den Red Devils beim 17:9 einen Hoffnungsfunken für den Rückkampf, in einer Woche vor heimischer Kulisse.
Zwischen Mainz und Schorndorf ist noch alles offen
Der zweite Halbfinal-Hinkampf zwischen dem ASV Mainz 88 und dem ASV Schorndorf war nichts für schwache Nerven. Beim 14:11-Endstand für Mainz ist alles noch offen, der Vorsitzende der 88iger Baris Baglan, aber auch der Trainer der ‚Spartaner‘ Volker Hirt äußerten sich nach der Begegnung vor dem DRB-Mikrofon zufrieden. Was die drei Zähler Vorsprung des ASV Mainz 88 wert sind, wird sich in einer Woche beim Rückkampf in der Sporthalle Grauhalde in Schorndorf zeigen, wobei die Gastgeber vor allem in der zweiten Hälfte des Kampfabends Punkte liegen ließen.
Die Mannschaft von Trainer Dawid Bichinashvili begann ausgesprochen stark, Beka Bujiashvili (57 kg/GR) und Elcin Ali (61 kg/FR) gewannen in den leichtesten Gewichtsklassen, während Etka Sever (130 kg/GR) gegen den über 30 Kilo schwereren Jello Krahmer einen starken Kampf bot und nur einen Mannschaftspunkt an die Spartaner abgab. Wladimir Remel (98 kg/FR) holte gegen Nico Brunner, der eigentlich im griechisch-römischen Stil zu Hause ist, einen 14:2-Sieg – und damit drei weitere Punkte auf das Konto der 88er, doch Georgi Vangelov (66 kg/FR) schaffte gegen Ashot Shahbazian zehn Sekunden vor Kampfende die 15-Punkte-Differenz, die zum Abbruch durch technische Überlegenheit führt und sorgte damit für den Anschluss zum 5:8 zur Halbzeit aus Sicht der Gäste.
Der türkische Vizeweltmeister des Vorjahres Burhan Akbudak (86 kg/GR) ließ den Deutschen Meister Karan Mosebach keine Chance, 16:0 stand es nach dreieinhalb Minuten, Mainz baute die Führung vor 500 Fans auf 12:5 aus.
Einer der Schlüsselkämpfe folgte zwischen Ibro Cakovic (71 kg/GR) und dem rumänischen Spitzenringer Razvan Arnaut. Der Mainzer, eigentlich im Freistil zu Hause, hielt stark mit und hatte selbst Siegchancen, gleich mehrfach musste der Videobeweis bemüht werden, am Ende ein glücklicher 12:10-Sieg des Rumänen in den Reihen des ASV Schorndorf. Ein abwechslungsreicher und spannender Kampf der Werbung für den griechisch-römische Ringkampf war, der zudem auch die Aufholjagd der Spartaner einläutete.
Schorndorf legte nach; dem klaren Sieg von Benjamin Sezgin (80 kg/FR) folgte Sahmil Ustaev (75 kg/FR) in der Erfolgsspur, der Alexander Semisorov beim 2:2 in sprichwörtlich letzter Sekunde den Mannschaftspunkt stibitzte. Die Spartaner hielten auch im letzten Duell die ‚Phalanx‘, auch Ilie Cojacari (75 kg/GR) hielt die Kampflinie, ließ nur ein 5:11 gegen den anstürmenden Ahmet Yilmaz zu und gab damit nur zwei Mannschaftszähler an den türkischen Gastringer des ASV Mainz 88, zum 14:11-Endstand ab.
„Wir haben um jeden Zentimeter auf der 144 qm großen Matte gekämpft, zum Rückkampf muss jeder sein ‚Kriegs-Gen‘ mitbringen“, so Baris Baglan kämpferisch und auf die Ringer des ASV Schorndorf bezogen, die den Beinamen ‚Spartaner‘ führen.
„Wir werden den Kampf analysieren, haben einige Varianten in der Aufstellung für den Rückkampf, aber die hat Mainz ja auch“, erwartet Schorndorfs Trainer Volker Hirt einen spannungsgeladenen Rückkampf und setzt dabei auf die heimische Kulisse, als elften Mann am Mattenrand.
jr